Auf einer griechischen Insel gefangen seufzte damals jener Daidalos: „Ach, wenn man doch fliegen könnte, Flügel müsste man haben, Flügel wie ein Vogel !“. Und der Sage nach baute er sich Flügel: so wollte er den Weg durch die Lüfte nehmen. Flügel sollten die Fesseln der Erdenschwere von ihm nehmen. Zusammen mit seinem Sohn Ikarus baute er sich Schwingen, die genug innere Festigkeit zu haben schienen und unternahm mit ihnen erste Probeflüge.
Als beide damit über das Meer fliegen wollte ermahnte er vor dem Start seinen Sohn Ikaros: zügle dein Ungestüm und fliege genau in der Mitte zwischen Himmel und Meer. Kommst du zu nahe an die Wasser, so netzen sie deine Flügel und ziehen dich hinab. Schwingst du dich aber zu hoch hinauf zur Sonne, so werden ihre Strahlen das Wachs, das deine Flügel zusammenhält, zum Schmelzen bringen, und du wirst aus der Höhe ins Meer stürzen. Zwischen den Elementen – dem Wasser des Meeres und dem Feuer der Sonne – fliege dahin und ziehe im Element der Lüfte deine Bahn.
Ikaros indessen empfand eine solche besonnene Stetigkeit des Fluges bald als zu langweilig und schwang sich mit Übermut höher und höher. Wie man schon in der Schule lernen durfte, fand der so ungestüme Flug sein jähes Ende und Ikaros wurde das erste, aber noch lange nicht das letzte Opfer, das der uralten Sehnsucht der Menschen gebracht werden musste.
Kommunikationsblase im Ungewissen
Die Kunst, die Zeichen der Zeit zu lesen
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