Es scheint so, dass wir die erste neue Erdepoche haben, die eine Konsequenz des eigenen Handelns ist. Ist es wirkliche eine Epoche, in der Wünsche, Pläne, Wissen und Handlungen einer einzigen Spezies den Fortgang der Erdgeschichte beeinflussen? Architekten entwerfen Städte, die sich in den Stoffwechsel der Biosphäre integrieren, Wissenschaftler suchen nach einer Antwort, wie lang und gewaltig der Hebel ist, mit dem die heutigen Industriegesellschaften Einfluss auf Klima, Evolution und geologische Beschaffenheit der künftigen Erde nehmen.
Sven meint: „Die Pandemie verwandelt doch die ganze Erde in ein riesiges Experimentierfeld.“
„Zu spekulieren, wie die Gegenwart aussähe, wenn die Vergangenheit anders verlaufen wäre, ist ein schwieriges Unterfangen.“, antwortet Jutta.
„Gilt das auch für den Versuch, aus einem nicht eingetretenen Gefahrenszenario auf die Wirksamkeit eingesetzter Vorbeugemaßnahmen zu schließen?“
„Bei einer Antwort auf derartige Fragen wir man nie jeden Zweifel ausräumen können.“
„Ein Experimentierfeld, auf dem jedes Land auf andere Weise vorgegangen ist und oder einen anderen Verlauf der Infektionsausbreitung erlebt hat.“
„Vor dem Hintergrund einer durch die klassische Physik geprägten Denkweise neigt man dazu, in stabilen Kausalzusammenhängen zu denken.“
„Um dabei klare Vorhersagen mit einfach handhabbarer Unsicherheit zu erwarten?“
„Ja vielleicht, doch die Welt besteht eben nicht aus elastischen Stößen und starren Körpern. Im Gegenteil: fast immer hat man es mit komplexen, nicht linearen Systemen zu tun, die vielfach in sich rückgekoppelt und in ständigem Wandel befindlich sind.“
„Die massive Nutzung numerischer Simulationen auf Expertenebene ist hierauf doch eine logische Reaktion.“
„Das heißt, die Erwartungen greifen zu kurz, Prognosen auf der Grundlage wissenschaftlicher Modelle eins zu eins in konkrete Handlungen übersetzen zu können?“
„Im realen Leben ist Unsicherheit eben kein störendes Nebengeräusch objektiver Wahrheiten, sondern ein zentraler Bestandteil des angestrebten Erkenntnisgewinns.“
„Wer also darauf wartet, dass die Unsicherheit als solche ausgemerzt wird, läuft Gefahr, das Zeitfenster wirksamen Handelns zu verpassen.“
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